Start
CE-Ãœbersicht
Neues
Notthafft
N: Text
N: Bilder
Welser
Gattung
goldene Ketten
Insinuation
Kommunikation
N: Text

Bebilderte Geschlechterbücher der deutschen Renaissance
Ein Internetangebot rund um die Chronik Eisenberger
von Hartmut Bock

 

Die Familiengeschichtsschreibung der Notthafft

Exemplare und Autoren

Die Notthafft haben den sich beim Adel und bei einigen Patriziaten im 16. und 17. Jahrhundert entwickelnden Brauch intensiv aufgenommen, die Familiengeschichte[1] als bebildertes Geschlechterbuch[2] prächtig auszustatten und damit besonders präsentabel zu gestalten.[3] Als illustrierte Genealogien wurden vom Stammvater her alle den Namen tragenden Nachfahren beschrieben, ihre Ehegatten und Kinder, häufig mit ergänzenden Texten und in ganz typischer Weise mit „Kostümfiguren“ bebildert: Die Personen der Familiengeschichte treten uns damit in der jeweils zeitgenössischen Tracht entgegen, sei es als Ganzkörperfiguren oder als Brustbild, etwa aus einem Stammbaum (wie bei einer Wurzel Jesse) oder einem Wappen wachsend.[4]
Der Text des ältesten solchen erhaltenen Buches der Notthafft stammt von 1531 und wurde von Georg Rettinger, dem Pfarrer von Aholming (südöstlich Plattling) verfaßt (die Notthafft waren dort die Herren).
Von Georg Rettinger ist ausweislich der eigenen Einträge in dieser Chronica nur bekannt, daß er 1509 Pfarrer von Malgersdorf (15 km südlich Landau a.d. Isar) wurde, 1515-31 Pfarrer von Aholming war sowie am 28.10.1515 das Benefiziat des Schloß-Benefiziums St. Ulrich auf Schloß Isarau (Aholming) verliehen bekam.[5]
Das Buch des Pfarrers Rettinger behandelt die Notthafft der Linie Wernberg (im Folgenden bezeichne ich es mit N1, die einzelnen Exemplare mit Unterbuchstaben a, b, etc.). Drei bebilderte Exemplare sind erhalten, die Originalhandschrift (Bayerisches Hauptstaatsarchiv in München [BHStA], Notthafft-Archiv Lit. 902a, im Folgenden N1a), eine Kopie von 1553 (N1b, Familienbesitz), die Harald Stark komplett im Internet abgebildet und transkribiert hat[6] und eine weitere, künstlerisch schwächere Abschrift (N1c, Familienbesitz). Darüberhinaus gibt es eine unbebilderte Abschrift ohne Vorrede und Schlußabsatz in einer genealogischen Sammelhandschrift (N1d, Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 2° Cod 262, Fol. 457-469), wobei das Bibliotheksregest irrtümlich die „Familie Nothaft zu Weissenstein“ (statt Wernberg) als Gegenstand angibt.
Rund hundert Jahre später entstand ein Duo bebilderter Notthafftscher Geschlechterbücher, verfasst von Johann Sigmund Prechtl von Sittenbach.[7]
Schon Johann Sigmund Prechtls Vater beschäftigte sich mit genealogischen Werken, so besaß er etwa das Bayerische Stammenbuch von Dr. Wiguleus Hund[8] und hatte eine entsprechende Bibliothek. Der Sohn ist als Richter von Niederlindhart (heute Mallersdorf-Pfaffenberg, zwischen Landshut und Straubing), wahrscheinlich Klosterrichter, belegt und schrieb eine weitere Chronik (1617).[9] Noch 1625 bezeichnete er sich auf dem Titelblatt als zu Niederlindhart und weiter dann im Text als des kaiserlichen gefürsteten freien weltlichen Stifts Niedermünster in Regensburg Probst-Richter, Forstmeister und Probst bei St. Niclas daselbst (N2: 4).
Das erste seiner Notthaft-Geschlechterbücher ist 1625 datiert, im Auftrag von Ernst Heinrich Notthafft von Wernberg und behandelt vor allem den Wernberger Familienzweig (N2). Das zweite von 1628 widmet sich den Notthafft von Weißenstein und Bodenstein (N3); im Titelblatt sind die Vorarbeiten von Achatz Notthafft von Weißenstein, Domherr zu Regensburg (+1596) und von Wolf Freymann auf Hohenrandeck erwähnt, der zur angeheirateten Verwandtschaft der Notthafft gehörte:
Johann Wolfgang Freimann (+1610) ist ein bedeutender Zeitgenosse, der in vielen anderen Quellen greifbar ist. Wegen seiner auch sonstigen Beschäftigung mit der Gattung der bebilderten Geschlechterbücher sei ihm hier ein etwas längerer Exkurs gewidmet: Geboren 1546, Promotion in Ingolstadt 1571, Beisitzer Reichskammergericht 1576-81, 1581 Reichshofrat, 1586 kaiserlicher Pfalzgraf, 1589 kaiserlicher geheimer Rat, 1594-97 Reichsvizekanzler; er verfasste eine Autobiografie 1584-1603, betitelt als Hauschronik (Privatbesitz)[10], sowie 1598 ein Stammen-, Wappen- und Freundschaftsbuch. Er betätigte sich schriftstellerisch vor allem mit juristischen Werken.[11] Sein Bayerisch Ehrenbuch[12] (vermutlich um 1600 entstanden) ist ein besonders prächtig bebildertes Geschlechterbuch für ganz Bayern, mit Schwerpunkt seine Fürsten; aber auch viele andere adlige (darunter zwei Notthafft) und teilweise bürgerliche Familien sind erwähnt und im Bilde vorgestellt. Einzigartig ist seine Beschreibung, wie er die richtige historische Kleidung jeweils darstellen läßt, was so oder so ähnlich für die ganze Gattung gelten dürfte: Für Personen unbekannter Trachten und Kleidungen wähle er andere gleichmässige Kleydungen nach gut Bedunckhen oder von andern nationen entlehnen wöllen, sonders aus underschiedlichen büchern, darinnen der alten Fürsten von Bayern Trachten unnd Wappen, [...] wie dan bey ieder Person insonderheit vermeldt werden solle. Bei den ersten beiden Paarbildern für das 6. Jahrhundert kommentiert er beispielsweise dann auf Fol. 5: Der uhralten Bayrn Tracht, wie dieselbe ex Livio, Tacito, Polybio etc. von Lazio lib. 7 de Migrat beschrieben würdt.[13] Und auf Fol. 6: Die Weibß Tracht ist frantzösisch de An° 800. Die manstracht, wie sie vor alters bei den Bayrn, Francken, Schwaben unnd Marcomannen under den Fürsten unnd Herrn breüchlig gewesen. Um 1600 gab es ja genügend Trachtenbücher und Geschlechterbücher, aus denen man Kostümdarstellungen entnehmen konnte.Es liegt nahe, daß Dr. Johann Wolfgang Freimann auf das genannte Notthafft-Buch (N3) nicht nur im Text Einfluss hatte.
Von dem 1625 erstellten Notthafft-Geschlechterbuch der Linie Wernberg ist nur ein Exemplar bisher bekannt (BHStA, Notthafft-Archiv Lit. 902b, hier N2, als Faksimile im Internet, siehe oben). Das 1628 erstellte Buch (N3) behandelt die Notthafft von Bodenstein bis zu Johann Sebastian und die Notthafft von Weißenstein auf Friedenfels, wobei ein Verzeichnis aus der Eusersten Registratur der [kurfürstlichen] Regierung Amberg herangezogen wurde.[14] Danach sind die Nachkommen Gilg Notthaffts von Weissenstein behandelt und von anderer Hand bis zum Jahr 1668 ergänzt, der Geburt des späteren kurkölnischen Generals Maximilian Emanuel Heinrich. Dieses Geschlechterbuch  ist in zwei recht ähnlichen Exemplaren erhalten, ein hier zu Grunde gelegtes in Familienbesitz (N3a, als Faksimile im Internet, siehe oben) und ein von sehr ähnlicher Hand bebildertes (N3b) im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München unter der Signatur Notthafft-Archiv Lit. 1066.
Etwa zeitlich parallel hierzu entstanden die Geschlechterbücher der schwäbischen Notthafft von Hohenberg (Hochberg am Neckar, N4) durch den herzoglich württembergischen Hof-Medikus und Hof-Registrator Oswald Gabelkofer (+1616) als „Genealogia Notthafftiana“, ergänzt durch Georg Waltz zu Rudersberg bis 1658 (siehe den Beitrag von Maria Heitland). Außer auf den Stammbaum eines verschollenen Exemplares gibt es keine Hinweise auf Bebilderungen hiervon.
Eine erste Gesamtdarstellung aller Linien der Notthafft (drei bayerische, eine schwäbische) wurde im Auftrag von Graf Johann Heinrich Notthafft von Wernberg durch den Wiener Universitätssyndikus Dr. Johann Dresslin erstellt, das 1660, nach dem Tod des Autors, in Abschrift zum Druck bereit stand, jedoch nie gedruckt wurde (N5).
Graf Johann Heinrich (1604-1665) ist der reichspolitisch Bedeutendste der Familie, aber auch – 250 Jahre vor Franz Notthafft Freiherr von Weißenstein (siehe unten) – für die Erforschung der Familiengeschichte einer der Bedeutendsten:[15] 1628 Abgabe der Dissertation in Ingolstadt (im gleichen Jahr gedruckt), 1630 Reichshofrat, 1633 kaiserlicher Kämmerer, 1632 kaiserliches Freiherrndiplom, 1638 und 1656 Reichsgraf erblich, 1639 Erbtruchseß des Hochstiftes Regensburg, 1640 kaiserlicher Kommissar, 1642 kaiserlicher geheimer Rat, ab 1642 verschiedene Male kaiserlicher Gesandter, 1653 Aufnahme ins Fränkische Grafenkollegium[16], 1663 Vizepräsident des Reichshofrats, 1663 Pfalz- und Hofgraf erblich. Hand in Hand mit diesem Aufstieg war er auch familiengeschichtlich und familienpolitisch stark engagiert: 1644 Erbeinungsversuch unter den vier Linien der Notthafft (drei Bayern, eine Schwaben) und den Grafen von Egmont, der allerdings scheiterte. Es hatte übrigens bereits 1419 eine Erbeinung (d.h. einen über Generationswechsel hinweg bindenden Bündnis- und Erbvertrag) der bayerischen Linien mit den Grafen Egmont gegeben, wegen angenommener gemeinsamer holländischer Herkunft.[17] 1657 wird Graf Johann Heinrich Mitglied des Palmenordens, des ersten und bedeutenden Vereins im 17. Jahrhundert zur Erhaltung der Reinheit Deutscher Sprache. Johann Heinrich konvertierte 1626 zum Katholizismus nach kurfürstlichem Ultimatum. Seine zweite Frau, Mario Eleonora von Zinzendorf (+1639), blieb protestantisch, was er als Karrierehindernis am Hof des katholischen Kaisers einschätzte. Nach kriegerischen Verwüstungen stieß er gekaufte Güter wieder ab und erwarb stattdessen andere (N5: 48b). Graf Johann Heinrich verfasste mehrere Memorialbücher und anderes 1642-1660. Wie viele Familiengeschichtsschreiber war er juristisch gebildet. Den – vermutlich erst von ihm – ins Spiel gebrachten fernen Spitzenahnen Ratipold, Ratpot (828-859, s. unten) ließ er als lateinische Inschrift sogar auf den Sarkophag seines Hochgrabdenkmals setzen, was in Übersetzung lautet: Hier ist begraben [es folgen Name und hochrangige Funktionen] von weiland unter Carl, Carl des Großen Sohn, Herzog der Friesen gegen die Böhmen in 26. Generation [!] abstammender Held und Stifter dieser Grabstätte für sich und seine Nachkommen [Sterbedatum, -ort, Friedensformel]. Die Linie Wernberg der Notthafft starb schon 1734 mit seinem Enkel aus. – Von der intensiven Erforschung der Familiengeschichte durch Graf Johann Heinrich künden noch die vielen Notizen von ihm im Notthafft-Archiv. Laut Franz Notthafft Freiherr von Weißenstein (N6: I, 51) war Graf Johann Heinrich nicht nur der Veranlasser, sondern häufig selbst auch der Erforscher, wie bei der von Ratipold aus Friesland als bewiesen angenommenen Herkunft der Notthafft samt den Grafen von Egmont, was dann Dresslin übernahm und Franz noch etwas weiterführte:
Das Dresslinsche Werk bringt eine breite Quellendiskussion und Analyse zu den einzelnen Personen. Zur Zeit von Franz Notthafft war es in drei Abschriften vorhanden (u.a. BHStA, Notthafft-Archiv Lit.  903)[18] Dresslin kennt schon die Bücher von der schwäbischen Linie, die er im 12. Kapitel diskutiert, und verwahrt sich gegen Gabelkofers kritische (aus heutiger Sicht aber berechtigte) Ablehnung der fabulösen frühen Turniererwähnungen bei Rixner (vgl. den Beitrag von Bertold Freiherr von Haller); bereits in einer früheren, längeren Fassung seiner Darstellung zur schwäbischen Linie mit Auszügen aus Gabelkofer/Walz (N4) lehnt er Gabelkofers Kritik an Rixner mit vielen Argumenten ab.[19] Beide Fassungen entstanden vor dem Hintergrund des Erbeinungsversuches 1644 seitens Graf Johann Heinrich, d.h. es sollte der Beweis der gemeinsamen Herkunft der schwäbischen und der bayerischen Linien der Notthafft samt Grafen von Egmont erbracht werden. Die erbrechtliche Zielrichtung im Sinne der Erbeinung ist unverkennbar. Das erklärt die Schärfe von Dresslins Ablehnung der Gabelkoferschen Kritik.
Franz Notthafft Freiherr von Weißenstein lieferte mit seiner Familiengeschichte in drei Teilen 1874-1903 den umfassendsten Beitrag zu den Notthafft (N6). Ausführlich nahm er zur Überlieferung Stellung; er beschäftigte sich mit der Familiensage vom Stammvater Ratipold, dem Namen Notthafft und dem Familienwappen und behandelte dann ausführlich die Familienzweige der Notthafft von Wildenstein und von Falkenau, sowie die späteren Hauptlinien der Notthafft von Weissenstein und von Bodenstein. Teil 2 ist den Notthafft von Wernberg gewidmet und Teil 3 der schwäbischen Linie. Bei der Herkunft folgte er ganz Graf Johann Heinrich bzw. Dresslin mit Ratipold und der Verwandtschaft zu den Egmont, sowie den Turniererwähnungen der Notthafft bei Rixner.
Franz Ernst Notthafft Freiherr von Weißenstein (*Ingolstadt 1851, +Eglfing 1925) studierte am Gymnasium zu Amberg 1866 bis 1874, absolvierte dann die Zentralforstlehranstalt zu Aschaffenburg mit Examen 1876 und studierte 1877-78 am der Universität München mit der kleinen Matrikel. 1875 wurde er Mtitglied des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg. 1883 war er Mitglied des Historischen Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 1886 kaufte er ein Ökonomiegut in St. Georgen am Ammersee.[20]
Die Stärke von Franzens Familiengeschichte ist neben o.a. Analysen und Darstellungen vor allem die in Regesten zusammengetragenen, äußerst umfangreichen Fakten zu den einzelnen Personen, den Besitzveränderungen usf., wogegen er im Gegensatz zu Dresslin im genealogischen Teil nicht zusammenfassend darstellt und kommentiert. In den meisten Fällen gibt er die Quellen zu seinen Aussagen präzise an. Die Reinschrift fertigte sein Bruder Reinhard Notthafft Frhr. von Weißenstein; zwei Exemplare sind erhalten (BHStA, Notthafft-Archiv Lit. 1457). Eine maschinenschriftliche Form fertigte Marie Therese Notthafft Freiin von Weißenstein (*1922) mit Ergänzungen bis zu ihrer Generation, zusätzlichen Bebilderungen (auch Fotos) und stilistischer Überarbeitung. Im Folgenden ist bei Hinweisen diese Fassung mit ihren Seitenzahlen zu Grunde gelegt.
Als weiterer, für die Familienpolitik und -geschichte entscheidender Notthafft muß noch für die frühe Zeit Heinrich V. zu Wernberg genannt werden (1380, +1440), Ritter, Vizedom in Bayern und Großschatzmeister in Holland. Nur er kann für den oben erwähnten Erbeinungsvertrag 1419 der Notthafft mit den Grafen von Egmont in Frage kommen. Seiner Bedeutung entsprechend ausführlich wird er in den Regesten bei Franz behandelt (N6: II,24-130).
Die Autoren der Geschlechterbücher kennen meist die jeweiligen Vorgänger: Johann Prechtl kennt das Werk von Georg Rettinger, die Hofmeisterin Scolastica Freifrau von Schwarzenberg, geborene Notthafft, +1592, habe den Stammen gehabt (er erwähnt auch die schwäbische Linie, nicht deren Buch); Johannes Dresslin kennt die Vorigen einschließlich Gabelkofer/Waltz über die schwäbischen Notthafft und Franz Notthafft Freiherr von Weißenstein schließlich alle; stets allerdings ohne sich für die Personen oder Motive der früheren Autoren im Zusammenhang mit der Familiengeschichtsschreibung zu interessieren, auch nicht für die Bebilderung oder besonders herausragende Inhalte, wie die Pilgerfahrt Peter Notthaffts, s. unten; solche „heutigen“ Fragen waren damals kaum relevant. Andere Quellen bzw. Autoren werden von all diesen, außer Rettinger, regelmäßig genannt, so etwa Wiguleus Hund (N2, N5, N6) oder Aventins Bayerische Geschichte (N2).[21]
 

Titelblätter und Vorreden, Texte und Bilder

Titelblätter und Vorreden der bebilderten Geschlechterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts bilden eine eigene Kultur. Dies gilt auch für die der Notthafft: Die Gattungsbezeichnung für die Werke wechselt zwar, Rettinger spricht von Chronica (N1), Prechtl von Genealogia oder Stamm (N2) bzw. Stammensbeschreibung (N3), Gabelkofer von Genealogia, Dresslin von Stemma bzw. Stammensbeschreibung und Franz Notthafft schließlich von Familiengeschichte ohne weitere Zusätze. Worauf es aber besonders ankommt, wird gleich nach der Gattungsbezeichnung hervorgehoben (N1 bis N5), vor allem der Adel der Notthafft und die quellengestützte Erarbeitung des Ganzen bzw. die Wahrheitstreue als Ziel dabei. Dabei betont Prechtl besonders das rittermäßige Turniergeschlecht (N2 und N3) sowie die adligen Heiraten, während Gabelkofer ganz nüchtern nur die Inhalte sowie Quellenarten angibt und Dresslin schon einen Extract deß Turnierbuchs (Rixner) ankündigt. Nur Rettinger erwähnt schon im Titel das herkhomen In diss Bayrlanndt. Auch Mitautoren und Auftraggeber werden, wie oben erwähnt, genannt. – Bildlich schön gestaltet sind die Titelblätter mehrerer Exemplare: Rettinger, Kopie von 1553 (N1b), mit einem besonders schön dargestellten Wappen des Geschlechts, in einem Rahmen und mit Helmen und Helmzier der beiden Hauptlinien, dem weißen Bracken (Wernberg) und dem Sittich (Hübenstein, [Bodenstein]) geschmückt (Abb. 1). Das erste Prechtlsche Buch (N2) mit einem prächtigen Renaissancerahmen ( Abb. 2), sowie einem zweiten Titelblatt mit dem Familienwappen und den verschiedenen Helmzieren, wogegen das zweite Prechtlsche Buch (N3a) nur ein zweites Titelblatt mit einem Wappen, dem des nicht zur Familie gehörenden Autors (!), geschmückt ist. Die andere Fassung (N3b) verwendet einen schönen Renaissancerahmen für das Titelblatt (Abb. 3). Erwähnenswert ist noch der Bucheinband von Franzens Familiengeschichte (Abb. 4), den sein Bruder Reinhard Notthafft Frhr. von Weißenstein angefertigt hatte, ebenso wie die Reinschrift des Textes. – Die Vorworte führen in fast schon modern anmutender Art in die Ziele der Werke, die Quellen, die Herkunft usf. ein und enthalten ggf. eine Widmung, so an Haimeran III. Notthafft von Wernberg (…1570, N1) bzw. an Graf Johann Heinrich Notthafft von Wernberg (N5). Nur Rettinger stellte in ganz moderner Sicht den gelerten und der Hystorien erfarnen anheim, das Werk ggf. zu ändern und zu bessern. Und nur Prechtl schrieb mit Abbildung allter Tracht, Schillt unnd Hellm, wie sie vor vil hundert Jaren in ublichen Gebrauch gewesen (N2: 3). Rettinger setzte die Herkunft in Holland an; mit Albrecht, dem von ihm genannten Spitzenahn, sei das Geschlecht im 14. Jahrhundert von Holland nach Bayern gekommen (N1). Bereits Prechtl ergänzte dies erheblich, von Holland gekommen stimme zwar, doch seien die Notthafft mit Blick auf manche frühe Turniere (Rixner) bereits viel früher aus Seeland eingewandert und eine Liste der 975 von dort mit gekommenen Adelsgeschlechter aus dem Kloster Kastl (zwischen Amberg und Neumarkt in der Oberpfalz) enthalte auch den Notthafftschen Namen (N2: 37 bzw. N3: 127). Gabelkofer distanzierte sich kritisch von solchen Rixnerschen frühen Turniererwähnungen als fabelwerckh (N4 bzw. BHStA Notthafft-Archiv Lit. 1177); Dresslin griff ihn, sich auf Wiguleus Hund stützend, deswegen heftig an, der Leser solle sich nicht irre machen lassen (N5); er führte mit Graf Johann Heinrich erstmals die Familienherkunft bis auf Ratipold zurück, s. oben. Franz Notthafft Freiherr von Weißenstein machte sich das zu eigen und formulierte abschließend: Die Sage mag sich im Einzelnen irren, im Ganzen trifft sie wundersam das Rechte (N6: I,58).
Der Text aller frühen Werke (N1 bis N4) besteht vor allem in der Auflistung genealogischer Daten, in Generationenfolge, ab dem jeweils angenommenen Spitzenahn. Wir erfahren viele Einzelheiten, so von Besitz, Erwerb, Verkauf, Bauten, zivilen und militärischen Funktionen/Ämtern, Taten, im Dienste welcher Fürsten die Notthafft standen, Geburt, Krankheit, Tod, Begräbnisse, eheliche Kinder, Erbe, Stiftungen. So hinterließ etwa der Domherr Achatz 1596 eine schöne Bibliothek (N3: 116). Persönliche Qualitäten werden hervorgehoben, wie Tapferkeit, in Kriegs Händeln geübt (N1b: 2r), berühmter Ritter (N1b: 3) oder erfahrener und gelehrter Mann (N3: 51), von Person gar kurz (N3: 116) oder eine böse Ehe miteinander gehabt, sie ihn gar vertrieben (N3: 119). Seuchen und Brände werden erwähnt sowie kriegerische Handlungen und Verwicklungen. Wappen werden beschrieben. Mehrfach wird über einen Ritterschlag berichtet, der Ritterstand sei aber nicht geführt worden; wir kennen die Ursache nicht (N1b: 11r-12, u. N2: 71 u. 128). Manch heute vergessener, jedoch plastischer Ausdruck findet sich: Nachvolgente Persohnen sein Auf Frau Agnes Notthafftin zu Niderminster begrebnüß und Besingkhnuß gewesen, wohl eine Totenmesse; es folgt eine Liste von nur Männern, einschließlich Geistlichen (N2: 115); Frauen waren früher auf Trauerfeiern und Beerdigungen nicht üblich.[22] – In einem einzigen Fall wird breit und  anschaulich erzählt (N3: 16-37), und zwar durch Ãœbernahme von Peter Notthafft von Weißensteins (1369, + um 1400) Bericht von seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem, seinem Ritterschlag dort 1390, mit ausführlicher Darstellung der Voraussetzungen hierzu (schon der Vater ein Ritter oder ein ehrliches Geschlecht mit vier Ahnen, keine Leibeigenen, ausreichend Güter für die standesgemäße Lebensführung sowie Frömmigkeit). Es folgte der Ritterschlag mit Anlegen des vergoldeten Schwertes und den goldenen Sporen („Ritter vom goldenen Sporn“) sowie die Aufzählung der sieben von einem Ritter verlangten Tugenden.[23] Danach sind die Ablaß gewährenden Orte im Heiligen Land aufgelistet (da ich Peter selbst gewesen, er kam mit 180 Tagen Ablaß zurück)[24] und schließlich die Stationen des Kreuzwegs Christi. Drei großformatige Bilder illustrieren das Geschehen: Peter mit zwei Pilgerkameraden (Abb. 5), Peter adorant vor dem von ihm für das Kloster Waldsassen gestifteten Altarbild (in Waldsassen nach dortigem Neubau 1682ff nicht mehr erhalten), das Altarbild mit Christus, das Kreuz tragend (N3: 17,36 u. 37).  – Verzeichnisse und Register runden die Darstellungen ab, so bringt schon Rettinger ein alphabetisches Personenverzeichnis (N1), Prechtl ein Register der Notthafft auf Turnieren, ein alphabetisches der Besitzungen etc., eines der Wappen (Personen und Territorien) auch der zum Notthafftschen ähnlichen Wappen (N2) bzw. ein Verzeichnis der angeheirateten Familien, des Konnubiums (N2 und N3). Und als Besonderheit ist der Hauptteil des zweiten Prechtlschen Buch 1619 notariell bestätigt (Abschrift, andere Handschrift; N3: 153).
Schon Rettingers Chronica überrascht durch den reichen Bilderschmuck, alle beschriebenen Notthafft  sind als Vollfiguren dargestellt, in der Art einer Grabmals (es fehlen nur Anastasia, die Schwester Bernhard I., und Kunigunde, die Schwester Heinrich V., siehe N1b: 11): Die Figuren halten das eigene Wappen vor sich, zwei bzw. vier Vorfahrenwappen sind an den Ecken angebracht. Die Personen stehen frei vor einer halbhohen Mauer ( Abb. 6, Abb. 7, Abb. 8, nicht N1c [Abb. 9]). Schon bei der ersten Besichtigung fiel auf, dass es sich hier um einen noch unbekannten Typ der Kostümfigurendarstellung in Geschlechterbüchern handelt.[25] Die „Grabmalartigkeit“ der Darstellung ist in der Tat einzigartig. Die Original-Fassung (N1a) zeigt gegenüber der Fassung von 1553 (N1b) eine feinere Pinselführung; Kopf- und Armstellungen sind häufig verschieden, die Kostüme aber völlig gleichartig; die Mauer ist durch Quaderung präzisiert, die Rahmung einheitlich gelb-braun. Fassung N1c zeigt eine deutlicher abweichende, schwächere Hand (Abb. 9) und hebt die Ãœberschriften und ersten Zeilen nicht nur durch größere Schrift hervor, wie die anderen Exemplare, sondern zusätzlich durch rote Schrift. Franz Notthafft gibt zu diesem ersten Notthafftischen Geschlechterbuch an (N6: I,20), es gehöre zu den ältest bekannten Genealogien eines altbayerischen Geschlechtes [vom Hochadel, so von den Welfen, sind schon aus dem 12. Jahrhundert Genealogien überliefert, sogar mit Halbfigurendarstellungen im Stammbaum]; die darin enthaltenen 29 Porträts dürften von Joerg Seßelschneider, der 1520 bis 1540 in Nürnberg lebte und als Stammbaummaler bekannt ist, herrühren [ohne Quellenangabe (!), Seßelschneider ist nicht verifizierbar][26]; diese Porträts haben einen großen Kunstwert wegen ihrer feinen Ausführung [trifft zu]. – In Prechtls Fassung des Geschlechterbuches (N2 und N3) wurde ein völlig anderes Bebilderungskonzept gewählt, wobei sehr ähnliche Hände tätig wurden: Die meisten Kostümfiguren treten uns als Halbfiguren entgegen, welche aus den Notthafftschen Wappen wachsen, so praktisch alle Notthafft-Domherren (Abb. 10) und -Klosterfrauen (Abb. 11), die Ãœbrigen in Auswahl (Abb. 10). Nur wenige großformatige Bilder, überwiegend mit Ganzkörperfiguren, ergänzen dies Konzept, in Auswahl nach Bedeutung:  In der Regel sind bei Verzweigungen die neuen Stammväter derartig hervorgehoben (N2: 40,41,49[Abb. 12],52,57,70[Abb. 13],80,108) oder durch in Kartuschen gefasste Zwischenüberschriften; hinzu kommt bei N2 die Ganzkörperminiatur des Wernbergschen Stammvaters insgesamt, Heinrich Notthafft (1329, +1373) in Rüstung mit Turnierlanze mit absichtlich stumpfem „Krönlein“ an der Spitze (N2: 35 [Abb. 10]). Ganzkörperfiguren beim Weißensteinschen Buch (N3) finden sich nur bei den drei oben erwähnten Bildern zu Peters I. Pilgerfahrt (Abb. 5); dagegen fehlen Kartuschen oder größere Bilder bei genealogischen Verzweigungen völlig. Ein Stammbaum ist nur einmal zu finden, nämlich für Albrecht Notthafft, mit zweimal acht Agnaten, hier als direkte Vorfahren zu verstehen (N2: 76[Abb. 14] und 77); zu vielen anderen Personen werden solche Agnaten im Sinne einer Ahnenprobe nur aufgelistet bzw. durch ihre Wappen präsentiert (N2 und N3). Beide Teilbücher weisen gelegentlich per Zeichen auf Besonderes hin, wie etwa das Jerusalemkreuz bei entsprechend verliehenem Orden, so Abb. 12 und Abb. 13 (eine in Geschlechterbüchern in ähnlicher Weise häufig anzutreffende Form der Heraushebung der betreffenden Person); auch Turnierlanzen mit -helm finden sich zweimal (N3: 9,10). Wenige Szenen sind dargestellt, so Georg Notthafft von Wernberg als Reiter zu einem Turnier (N2: 59) bzw. die schon mehrfach erwähnten Illustrierungen von Peters Pilgerfahrt (Abb. 13). In großem Umfang werden Wappen präsentiert; Geschlechterbücher sind fast immer auch als Wappenbücher nutzbar, worauf auch das Wappenregister (N2) hinweist. – Franzens Familiengeschichte (N6) enthält keine Kostümfiguren. Er wählte zur Bebilderung Ansichten von Burgen, Schlössern, Dörfern, Grabmälern, Porträts u.a.m. Die Bebilderung legt wie der Text allgemein großen Wert auf die Darstellung der Notthafft als Ritter- und Turniergeschlecht; das drückt sich in den – wie oben erwähnt – nur Adligen bzw. bestimmten Patriziaten erlaubten goldenen Ketten aus (Abb. 8) und gleichermaßen in den erst beim Ritterschlag verliehenen goldenen Sporen und sonst erlaubten Vergoldungen der Rüstung (Abb. 6 und Abb. 9). Bei Rettingers Buch ist hierbei die Original-Fassung N1a präziser als die Fassung von 1553 (N1b, dort fehlen bei den Späteren teilweise die Vergoldungen, ab N1b: 8). Die Kostümgenauigkeit zu den zurückliegenden Jahrhunderten ist unterschiedlich, entsprechend dem sich erst langsam formierenden historischen Verstehen. Bei Rettinger herrscht ein ohnehin zeitloses Kostüm in Form der Ritterrüstung vor bzw. werden ziemlich zeitlose Männermäntel gezeigt. Die übrigen Darstellungen entsprechen zeitlich, soweit sie Renaissancekleidung vorführen, etwa in mehrfach gezeigten Puffärmeln (N1b: 7,8,10r,13,13r,14r). Prechtl weicht in seinem ersten Buch zum Teil vom historischen Kostüm erheblich ab, so sind Puffärmel für das 13. Jahrhundert noch völlig unpassend (N2: 35[Abb. 9]); in seinem zweiten Buch entsprechen die Kostümfiguren mehr der Geschichtlichkeit (N3), vielleicht mit dem oben geschilderten Hintergrund des mitarbeitenden Johann Freimann, der möglichst genau Trachten- oder Geschlechterbücher als Vorlage verwendete.
 

Ergebnis

Das genealogische Denken war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit ein entscheidendes Erfolgsmodell. Die moderne Forschung beschäftigt sich wieder zunehmend mit dieser Materie, nachdem sie auch erkannt hat, daß die häufig in Genealogien anzutreffende fiktionale Linienführung (etwa der Notthafft von Ratipold her oder den frühen Turnieren, N2-3 und N5-6) bislang mißverstanden wurde, wenn nur der „Maßstab der historischen Wahrheit“ bzw. der „eines Bruches mit der Realität“ angelegt wurde; stattdessen kam es vor allem auf Abstammung und Legitimierung an, auf die empirische Abfrage familiärer Daten. Dabei musste die genealogische Abstammung oft genug erst aufwendig erforscht und konstruiert werden (wie auch bei den Notthafft). Die Genealogie wird neuerdings als eine „Urform des Weltverstehens“[27] gesehen; ganze Sektionen von Tagungen beschäftigen sich mit ihr.[28]  „Geschichtskonstruktionen objektivieren sich nicht nur in bildhaften und räumlichen, in literarischen und normativen Symbolen, sondern vor allem auch in einer legitimierenden Herleitung der personalen Geltung. In diesem Zusammenhang erweist sich die Genealogie als wichtigster institutioneller Historisierungstypus, der sich seinerseits auf Gründungsmythen und Uranfänge bezieht. [...] In allen mittelalterlichen Kämpfen um legitimierbare Herrschaftsansprüche spielten kunstvolle Genealogien immer auch eine entscheidende Rolle.“[29] Insgesamt ging es also um Inszenierung des Ursprungs und Vorstellung von Kontinuität, um Legitimierung und um Selbstdarstellung von Macht, Herrschaft, Ansehen[30] und deren Selbstvergewisserung. Weniger beschäftigte sich die Forschung jedoch bisher mit den Bebilderungskonzepten von Geschlechterbüchern (allgemein Familiengeschichten, Genealogien) und den Entwicklungen hierbei.[31]
In diesem Zusammenhang sind die Notthafftschen bebilderten Geschlechterbücher entstanden, die des Pfarrers Georg Rettinger (N1) und die des Johann Sigmund Prechtl (N2 und N3), die unbebilderten Geschlechterbücher Gabelkofers (N4) sowie die Gesamtdarstellung von Johannes Dresslin (N5). Sie reihen sich in ganz natürlicher Weise in die Exemplare anderer Familien ein. Besonders fällt die bisher noch nicht bekannte grabmalartige Bebilderung bei Rettinger auf (N1), sowie auch die Ãœbernahme der Pilgerfahrt von 1390, samt Ritterschlag, Ablaß- und Kreuzwegsstationen, als Originalbericht Peter Notthaffts (N3). Wir stoßen damit auf eine der am frühesten entstandenen solchen Reiseschilderungen überhaupt, wenn auch nur in rund 225 Jahre später erstellter Abschrift. Besonders deutlich wird bei der Notthafftschen Familiengeschichtsschreibung die Entwicklung der Erinnerung in mehreren Schritten von zunächst nur sechs Generationen (Rettinger, N1) über eine noch lückenhafte Kette von über 600 Jahren (Prechtl, N2 und N3) zur fest installierten, 800 Jahre überspannenden Familientradition (Dresslin, N5, auch Franz, N6). Insgesamt treten in diesen Büchern die Notthafft anschaulich und bildhaft vor uns, als Ausdruck der Kultur der deutschen Renaissance und der humanistisch an Quellen orientierten Geschichtsschreibung, mit ihren Zielen Legitimierung und Herausstreichen von Ansehen und Bedeutung der Lebenden und der Toten sowie von deren Verbundenheit als Gruppe über Generationen hinweg. Franz Notthafft Frhr. von Weißenstein stellte deshalb seine Familiengeschichte unter das Platonwort vom die Geister aneinander reihenden und auf stille Weise fortwirkenden Band, das Zeit und Raum zwischen den entschlafenen Geschlechtern und den lebenden Generationen überbrückt.

 -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 Anmerkungen

[A1] Vgl. auch die von Harald Stark, Kulmbach, ins Internet gestellten Geschlechterbücher der Notthafft, speziell auch die Übersicht „Die Familienchroniken“ mit weiteren Details: www.notthafft.de unter Archiv. – Es handelt sich um die ersten bebilderten Geschlechterbücher überhaupt, die im Internet komplett als Faksimile (und dazu noch mit beigestellter Transkription, d.h. in heutiger Schrift) zu finden sind (seit 2002). – Zahlreiche Hinweise verdanke ich Harald Stark und, was die Geschlechterbücher der schwäbischen Notthafft betrifft, Maria Heitland (vgl. deren Beitrag hierzu in diesem Katalog) sowie Bertold Frhr. von Haller Hinweise zu einigen Manuskriptstellen. [zurück]

[A2] Die Bezeichnung Geschlechterbuch war in Nürnberg gebräuchlich. [zurück]

[A3] Nur in den Reichsstädten Nürnberg, Augsburg und Frankfurt sah sich das Patriziat auf Grund der hervorgehobenen reichspolitischen Bedeutung dieser Städte als dem Adel gleich, was sich auch in der Anlage bebilderter Geschlechterbücher wiederspiegelt, aber auch im – sonst nur dem Adel vorbehaltenen – Tragen goldener Ketten seitens der Männer. Bisher einziger vergleichender Überblick über die Entwicklung der Gattung der bebilderten Geschlechterbücher: Hartmut Bock, Die Chronik Eisenberger. Edition und Kommentar. Bebilderte Geschichte einer Beamtenfamilie der deutschen Renaissance – Aufstieg in den Wetterauer Niederadel und das Frankfurter Patriziat. (Schriften des Historischen Museums Frankfurt a.M. 22) Frankfurt 2001, hier: S. 271f, 274f, 275, 276f, 306, 370-454, 476-484. – Zu den goldenen Ketten: Hartmut Bock, Goldene Ketten und Wappenhelme: Zur Unterscheidung zwischen Patriziat und Adel in der Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben 97 (2004) 59-120. Zu diesen durch goldene Ketten tragende Patriziermänner ausgezeichneten Städten kann auch die Reichsstadt Ulm gezählt werden; bebilderte Geschlechterbücher sind von dort allerdings nicht überliefert. [zurück]

[A4] Nach der Vorlage der Chronik Eisenberger im Druck und der Notthafft-Chroniken im Internet (www.notthafft.de / Archiv) wurden kürzlich zwei weitere, besonders prächtig bebilderte Geschlechterbücher mit Bild und Text in vollständiger Edition präsentiert:
Das Große Tucherbuch. Eine Handschrift zum Blättern. Stadtarchiv Nürnberg, E 29/III Nr. 258. Hg. vom Haus der Bayerischen Geschichte und dem Stadtarchiv Nürnberg. Projektleitung: Michael Diefenbacher ... Text: Horst-Dieter Beyerstedt ... (Handschriften aus bayerischen Bibliotheken und Archiven auf CD-ROM 5). Augsburg 2004. Vgl. hierzu die Besprechung von Hartmut Bock, in:  Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg 91 (2004) 352-354, sowie auf meinen Internetseiten:www.hartmut-bock.de unter Neues.
Das Ehrenbuch der Fugger. Bd. 1: Gregor Rohmann, Darstellung – Transkription – Kommentar; Bd. 2: Die Babenhausener Handschrift. (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft Reihe 4, 30; Studien zur Fuggergeschichte 39) Augsburg 2004. Vgl. diverse Besprechungen hierzu im Internet. Auch hier wachsen die dargestellten Personen als Halbfiguren aus den Wappen.
In kompletter Edition sind damit folgende bebilderte Geschlechterbücher mit reichem Text und umfangreicher Bebilderung vorgelegt worden, s.o.:

         1. Bock, Chronik Eisenberger, 2001
         2. Stark, Notthafft-Chroniken, ab 2002
         3. Diefenbacher/Beyerstedt, Große Tucherbuch, Mitte 2004
         4. Rohmann, Ehrenbuch Fugger, Ende 2004

Auf weitere vollständige Editionen dieser faszinierend vielfältigen Gattung mit reicher Überlieferung darf gehofft werden. [zurück]

[A5] Letzteres Hinweis von Dr. Herbert Wurster, Leiter Diözesanarchiv Bistum Passau. Laut den Untersuchungen von Harald Stark ist eine Verbindung zur Nördlinger Familie Röttinger denkbar. [zurück]

[A6] Wie Anm. 1 und dann: Chronik von 1531. Entsprechend die Exemplare für 1625 und 1628. [zurück]

[A7] Dass es sich um ein aufeinander bezogenes Duo handelt, geht aus vielen Merkmalen hervor. So ist in N2: 20 die Allianz mit den Fugger von Kirchberg in der Liste aufgeführt, was erst in N3: 60-61 mit der entsprechenden Heirat aufgelöst wird. Übrigens gibt es eine zweite Allianz mit dem Patriziat, Löffelholz aus Nürnberg, beide 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. [zurück]

[A8] Vgl. Wiguleus Hund, Bayrisch Stammenbuch, 3 Bde. Ingolstadt 1585ff, unveränderter Nachdruck, Neustadt/Aisch 1999. [zurück]

[A9] Im Internet: http://home.t-online.de/home/Burkhart-Gym-f/namengeb.htm (28. 4. 2005). [zurück]

[A10] Die Angaben aus Sigmund Riezler, Geschichte Bayerns. Gotha 1903, verdanke ich Harald Stark. [zurück]

[A11] Unter „Freymonius“ siehe: Allgemeine Deutsche Biographie VII, S. 372, und VIII, S. 795 (Berichtigung). [zurück]

[A12] Bayerische Staatsbibliothek München, Cgm 1607. Für den Entstehungszeitraum gibt der Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Regiae Monacensis, T. V/VI, 1866, das 17. Jahrhundert an. [zurück]

[A13] Wolfgang Lazius, De gentium aliquot migrationibus, seditus fixis, reliquijs, linguarumq[ue] initijs et immutationibus ac dialectis, Libri XII ..., 1. Aufl. Basel 1557. (Dieses Werk handelt von der Völkerwanderung, befaßt sich aber u.a. auch mit den Hochadelsgeschlechtern in Bayern.) [zurück]

[A14] N3a: 75. Zusätzlich kurze Regesten hieraus bringt BHStA, Notthafft-Archiv Lit. 1177. [zurück]

[A15] Die nachstehenden biografischen Angaben finden sich zumeist in N6: II,403-439. [zurück]

[A16] BHStA München, Notthafft-Archiv, Repertorium Urkunden. [zurück]

[A17] BHStA München, NA Lit. 1101, 1643 Juni 11; das Regest lautet: Hans und Wilhelm Poypl stellen Johann Heinrich Notthafft, Graf von Wernberg ein Zeugnis aus, daß eine Urkunde betr. einer Erbeinung mit den Grafen von Egmondt, die Wolf Albrecht Notthafft von Wernberg selig ihrem Vater selig Herrn Eustachius Poypl von Loyfling mit anderen Dokumenten geliehen habe, sich nicht mehr vorfinde, aber bestanden habe. – Entsprechend auch N5:  4b und N6: II,54. [zurück]

[A18] Eine maschinengeschriebene Abschrift hiervon von Harald Stark lag mir vor. [zurück]

[A19] BHStA, Notthafft-Archiv Lit. 1177. Bei den mir in Kopie vorliegenden ersten Seiten ist Identität der beiden Fassungen gegeben zwischen Lit. 1177: Mitte S. 3 bis Mitte S. 8 und N5 = Lit. 903: Fol. 126-128b. Der Schluß von Lit. 1177 entspricht Walz, was Maria Heitland überprüfte. [zurück]

[A20] So die nur kurzen Einträge in: N6: I,622. [zurück]

[A21] Die heutige Kenntnis zur Familiengeschichte fasst zusammen: Harald Stark, Die Nothaft, ein Adelsgeschlecht zwischen Egerland, Fichtelgebirge und Steinwald, in: Der Dohlenturm 1/1997. – Das 16seitige Heft berichtet über die Ursprünge der Familie Notthafft im Egerland und im Gebiet um Falkenau und deren Weg in die Oberpfalz (Weisensteiner Linie) bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. [zurück]

[A22] Bock, Chronik Eisenberger, a.a.O., S. 365-366. [zurück]

[A23] Vgl. Josef Fleckenstein, Rittertum und ritterliche Welt. Unter Mitwirkung von Thomas Zotz, Berlin 2002, hier insbesondere: S. 190-201. [zurück]

[A24] Mit der Reformation galt dann im protestantischen Bereich für Ablaß, Paternoster u.a.m.: die alle, als sich die Religion verendert, abgethan worden (N3: 28). [zurück]

[A25] Hinweis Bertold Freiherr von Haller. [zurück]

[A26] Laut Manfred H. Grieb, Nürnberg, und Ursula Thiemann (Mitherausgeber bzw. mitarbeitend am Nürnberger Künstlerlexikon): Ein Jörg Seßelschneider ist als Künstler in Nürnberg nicht bekannt. Und der Maler Gilg Sesselschreiber hat mit Nürnberg überhaupt nichts zu tun, einige seiner Arbeiten stammen in Wirklichkeit von Jörg Kolderer. [zurück]

[A27] Kilian Heck, Genealogie als Monument und Argument. Der Beitrag dynastischer Wappen zur politischen Raumbildung der Neuzeit. Berlin 2002. [zurück]

[A28] So der Deutsche Kunsthistorikertag, Leipzig 2003, mit der Sektion „Denkform – Bildform. Genus und Genealogie“. [zurück]

[A29] Gert Melville u. Karl-Siegbert Rehberg (Hg.), Gründungsmythen – Genealogien – Memorialzeichen. Beiträge zur institutionellen Konstruktion von Kontinuität. Köln u.a. 2004, hier: S. 16. [zurück]

[A30] Beate Kellner, Ursprung und Kontinuität. Studien zum genealogischen Wissen im Mittelalter. München 2004. [zurück]

[A31] Neben den Vorgenannten gilt dies auch für: Gerhard Wolf, Von der Chronik zum Weltbuch. Sinn und Anspruch südwestdeutscher Hauschroniken am Ausgang des Mittelalters. (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 18 (252)) Berlin / New York 2002. – Ausnahme, s. Bock,  Chronik Eisenberger, a.a.O. [zurück]